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Welche Ethik braucht das Internet?

Gesamtfazit zum Blog Mai 17, 2008

Filed under: welche Ethik braucht das Internet — tendedunchu @ 5:48 pm
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Zum Abschluss möchte ich mich auf die den ersten Blogeintrag einleitend gestellten Fragestellungen beziehen. Die Fragen, welche neuen, ethisch relevanten Fragen und Probleme mit dem Internet auftauchen und ebenso, ob wir überhaupt eine Internetethik benötigen, wurden im Blogeintrag „Brauchen wir Ethik im Internet“ nach der Präsentation von einigen Fällen schlussendlich bejaht.

Der Frage nach Verantwortlichkeiten für die Umsetzung von ethischen Grundsätzen im Internet sollte dieser Blog gewidmet werden. Die daraus ziehenden Schlussfolgerungen sollen nun nochmals in ihrer Essenz rekapituliert werden.

Ein möglicher Schritt, ethisches Verhalten in Internet zu fördern ist sicherlich das Aktivwerden von Fachorganisationen und die Festlegung von Kodizes. Ein Beispiel hier für sind die ethische Leitlinien von der Organisation GI (Gesellschaft für Informatik).
Da es die Eigenheit eines Kodizes ist, dass keine öffentlichen Mittel zu dessen Durchsetzung existieren, sondern eine schriftliche Abfassung einer Selbstregulierung darstellen, müssen sich entsprechende Parteien mit dem Inhalt eines solchen Kodizes identifizieren können. Als Grundvoraussetzung um eine Identifikation einer Partei zu erreichen, kann die Einbindung in entsprechenden Ausarbeitungsprozess gesehen werden. Kurzum muss es das Ziel sein, möglichst viele Parteien (Fachorganisationen, Berufsverbände, etc.) in die Diskussion der Ausarbeitung genannten Kodizes zu integrieren.
Eine sehr gute und einfache Möglichkeit diesen integrativen Diskurs über ethisch-moralische Grundregeln im Internet durchzuführen und möglichst viele Interessen zu integrieren ist das Angebot einer online-Plattform, wie sich dies zum Beispiel Nethics.net als Ziel gesetzt hat.
Aber auch die analogen Mittel von Konferenzen und Workshops zum Thema stellen natürlich Möglichkeiten dar, diese Diskussion zu lancieren und einen Konsens über die ethisch-moralisch korrekten Inhalte und Verhalten im World Wide Web zu finden.
Die grosse Herausforderung dieses Diskurses ist es – wie dies schon so oft in den vorangegangenen Blogeinträgen erörtert wurde – einen Konsens über Ethik und Moral zu finden. Unterschiedliche Gesellschaftsformen, Kulturen und religiöse Überzeugungen haben unterschiedliche Auffassungen über das was ethisch korrekt ist und was nicht. Diese unterschiedlichen Meinungen zu einem Konsens zu führen stellt somit die grosse Herausforderung dar. Um dies zu erreichen, ist die Einigung auf ethisches Minimum die einzig realistische Möglichkeit. Dabei können zum Beispiel die „Allgemeinen Menschenrechte“ als eine Art allgemeingültige ethische Grundüberzeugung herbeigezogen werden und so formuliert werden, dass diese Leitplanken für Ethik im Bereich des Internets darstellen.

 

Institutionen der Informationsethik & wie man Ethik umsetzen kann April 13, 2008

Wie bereits letztes Mal angekündigt werde ich heute einige Institutionen vorstellen, die sich mit der Thematik Ethik im Internet beschäftigen. Ebenso werde ich einige praktische Beispiele anbringen, wie versucht wird diese umzusetzen.

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Brauchen wir Ethik im Internet? April 7, 2008

Bereits im letzten Blog habe ich in der Themenvorschau erwähnt, dass ich im vorliegenden Eintrag den Schwerpunkt auf die Frage, ob man Ethik im Internet braucht, setzen werde. Darum möchte ich nun einige Fälle nennen, die aufzeigen sollen, dass die Diskussion um Ethik im Internet unerlässlich ist.

Themen, welche die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit Ethik auch im Bereich des Internets aufzeigen:

  • Obwohl wir heute in einer Informationsgesellschaft leben, hat bei weitem noch nicht jedermann Zugang zum Internet. Zum Beispiel gibt es in der Republik Kamerun derzeit nur 45 000 User und dies bei einer Gesamtbevölkerung von 15,74 Mio, was einer Abdeckung von 0,29% entspricht.

Als Vergleich hierzu spricht man in den USA und den Niederlanden von einer Online-Rate (~Reichweite des Internets als Prozentzahl von Personen mit Internetzugang zur gesamten Bevölkerung) von jeweils 64,0% und in Island sogar 70,7 % (Scheule, 2005, S. 476). Dieser Vergleich zeigt die immer häufiger angesprochene Problematik des so genannten „Digital Divide“ auf, welcher die sich immer weiter öffnende Schere von Bevölkerungsregionen mit und solcher ohne Zugang zum Internet beschreibt.

Falls ihr Interesse habt mehr über die digital divide zu erfahren, möchte ich auf den Bericht „Das digitale Gefälle als Gerechtigkeitsproblem“ von Rupert Scheule hinweisen, welcher auch in der Zeitschrift Informatik Spektrum veröffentlicht worden ist.

  • Die Fragen nach der Freiheit der Verbreitung, werden in Form der Frage nach der Zugänglichkeit zur Weltvernetzung (freedom of access) gestellt. Eine zentrale Rolle im Zusammenhang des so genannten „freedom of access“ spielt die Pressefreiheit. Sie ist gemäss Capurro (2003, S. 79) die Kernfrage einer postmodernen Informationsethik. Eine der Organisationen, die für die Meinungs- und Pressefreiheit kämpft, ist die Organisation Reporter ohne Grenzen, welche sich weltweit für die unabhängige Verbreitung von Informationen einsetzt. Dazu gehörte die kürzliche Aktion beim Entzünden der Olympischen Flamme in Olympia (Griechenland), welche in den internationalen Medien diskutiert wurde. Mit dieser Aktion sollte auf die in China unterdrückte Presse- und Meinungsfreiheit aufmerksam gemacht werden (China gehört gemäss der Rangliste von Reporter ohne Grenzen bzgl. Pressefreiheit zu den am schlechtesten abgeschneidenden Ländern).
  • Mit Meinungsfreiheit bzw., viel eher im Zusammenhang mit dessen Einschränkung ist die Zensur zu nennen. Wie Simons (1997, S. 1) meint, ist die Zensur als eine Beschränkung der freien Meinungsäusserung durch den Staat bzw. einer in seinem Auftrag handelnden Behörde zu verstehen. Somit wird die Verbreitung von bestimmten Meinungen in Sprach-, Schrift-, Bild- oder Filmform untersagt bzw. inhaltlich sehr stark kontrolliert und allenfalls korrigiert. Die Form und das Ausmass der Zensur stellt ebenso ein Gradmesser für die Mündigkeit dar, welche der zensierende Staat seinen Bürgern zugesteht. Daraus folgt, dass in diktatorisch geprägten Ländern das Mass der Meinungsfreiheit geringer, der Umfang der Zensur mithin grösser ist, als in demokratischen Staaten – aber selbst dort bestehen noch merkliche Unterschiede (Simons, 1997, S.1). Z.B. werden in China bestimmte Suchbegriffe wie „6-4″ (Datum des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking) oder „Tibet Unabhängigkeit“ sogar zu einer kurzfristigen Blockade für den Nutzer geführt. Gemäss Reporter ohne Grenzen erscheine danach eine Fehlermeldung, bei einer erneuten Suchanfrage reagiere die Yahoo-Seite dann gar nicht mehr. Erst nach einer Stunde könne der Dienst wieder genutzt werden (Reporter ohne Grenzen, 2006). Für weitere Informationen möchte ich auf die Blogseite von Jocelyne Prèlaz hinweisen.
  • Im Jahr 2004 nahm Kobik aus der Bevölkerung 6’100 Verdachtsmeldungen zu Kinderpornografie entgegen, von welchen 521 Dossiers mit erhärtetem Verdacht auf Kinderpornografie an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet wurden. Dank der raschen Verbreitung des Internets hat die Kinderpornografie in den letzten Jahren enorm zugenommen. Das Sexgeschäft soll gemäss Schweizerischer Kriminalprävention sehr profitabel sein, denn damit wird weltweit ein Umsatz von 20 Milliarden Dollar pro Jahr erwirtschaftet. Die schrecklichen Machwerke sind umso teurer, je jünger die kindlichen Opfer, je sadistischer die Handlungen an diesen Opfern sind. Die Herstellung von Kinderpornos ist dank technischem Fortschritt einfach geworden, da praktisch jedermann die dafür notwendigen Technologien bereits von einer breiten Bevölkerungsschicht gehalten werden (Digitalkameras, E-Mails und neue versteckte Speichermöglichkeiten) . Weitere Informationen bzgl. Kinderpornografie finden sie auf die folgende Seite Stop-Pornographie-Enfantine.
  • Laut Gall (2004) nimmt der Antisemitismus neben vielen anderen extremen Wertesystemen auf den Internetseiten seit vielen Jahren eine immer dominantere und immer aggressivere Stellung ein. Die antisemitische Propaganda im Internet ist seit den 90er Jahren viel gefährlicher als die bisher üblichen Propagandamittel (Zeitungen, Flugblätter und NPD-Vorträge in irgendwelchen Hinterzimmern). Gemäss John Perry Barlow, einem Vordenker der Netzkultur, welcher sich für eine vollständige Deregulierung des Internets einsetzt, unterstützt das Recht, Naziseiten ins Netz zu stellen. Er interpretiert, dass Hitler auch im Gefängnis sass, als er „Mein Kampf“ schrieb und dies zeige, dass Ansichten Naziseiten nicht zu veröffentlichen nicht unbedingt schwächer mache, wenn man versucht, sie zu unterdrücken. Somit soll Werbungen für die Naziideologie gemäss Barlow erlaubt sein, aber die Aktionen auf die Strasse zu gehen und andere Leute zu verprügeln verurteilt er scharf (Kammerer, 2003).

Während meiner Suche auf Youtube nach rechtsradikal tendierenden Clips, bin ich auf den deutschen Rechtsextremisten und Antisemiten Horst Mahler gestossen. Der Jurist wurde mehrfach wegen Volksverhetzung und Holocaustleugnung verurteilt, so dass ihm die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen wurde. Auf Google bin ich zudem auf Mahlers Homepage gestossen.

Video Rechtsradikalismus im Internet

  • Der Datenschutz geht davon aus, dass jede Person ein berechtigtes Interesse an der Vertraulichkeit der sie betreffenden personenbezogenen Daten hat. Jede Übermittlung, Verarbeitung und Speicherung von personenbezogenen Daten bedarf der ausdrücklichen Ermächtigung durch die betroffene Person. Hier werden der Schutz vor Information und ihrer Weitergabe in den Vordergrund gestellt (Kolb, Esterbauer, Ruckenbauer, 1998, S. S. 55-56), damit es z.B. nicht zur Verbreitung unrichtiger personenbezogener Daten kommt oder für andere Zwecke missbraucht werden. Für interessante Beispiele möchte ich auf die Blogseite Datenverluste Grossbritannien hinweisen, welche gut gestückt ist mit interessanten Fällen insbesondere bzgl. staatlichen Datenschutzes.
  • Von Hausmanninger, Capurro konnte ich entnehmen, dass die Multikulturalität und die Multilingualität auch wahrzunehmende Aspekte sind. Schliesslich spielen bei der Entwicklung von Computerprogrammen, Übertragungstechniken, Präsentationsformaten, den Kosten des Angebotes von Internet-Seiten usw. ökonomische Fragen der Grössenordnung der jeweiligen NutzerInnen-Kreise eine entscheidende Rolle- in wenigen Jahren wird Chinesisch die am meisten genutzte Sprache im Internet sein. D.h. die Verbreitung, Nutzung, Reputation und ökonomische Bedeutung von Sprachen hängt von der Grösse der jeweiligen Sprachgemeinschaft und deren ökonomischer Rolle im Vergleich zu anderen Sprachgemeinschaften ab. Jede Ausweitung der Sprachgemeinschaft erlaubt zusätzliche Verbindungen für alle diejenigen, die diese Sprache bereits beherrschen und nutzen.“ (Hausmanninger, Capurro, 2002, S. 45-46)
  • Hacking wie etwa zu Zwecken der Industrie- oder Staatsspionage ist üblich. Im Netz habe ich drei Klips gefunden

Das ist ein Interview von CNN mit chinesischen Hackern

Hier wird gezeigt, wie man Internetkameras hacken kann.

Hier lernt man wie man ein Windows XP Password ohne irgendein Programm hacken kann.

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Informationsethik März 26, 2008

4.1 Definition

Der Begriff Informationsethik beschreibt die Ethik im Bereich der Informationswissenschaft und zählt damit zur so genannten neuen Ethik. Dies bedeutet nicht, dass diese neue Ethik, den klassischen ethischen Diskurs ausser Kraft setzt (Kuhlen, 2004, S. 18-19), sondern die Ethik so geformt wird, dass deren Grundsätze Anwendbarkeit für das Internet erlangen (Schwenk, 2002, S. 31-32). Somit zielt die Informationsethik explizit auf das normative Verhalten in den telemediatisierten Lebenswelten ab.

Zu den grundlegenden Prinzipien der Informationsethik gehören:

  • Gerechtigkeit
  • Inklusivität
  • Selbstbestimmung und
  • Nachhaltigkeit

Aus diesen Grundsätzen können das Recht auf Kommunikation, Privatsphäre, Teilungsbereitschaft, Transparenz und informationelle Symmetrien abgeleitet werden (Kuhlen, 2004, S. 18-19).

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Verschiedene Sichten der Ethik März 25, 2008

Wie in meinem letzten Blog-Eintrag angekündigt, möchte ich nun einige Sichten der Ethik kurz vorstellen, bevor ich mich spezifisch der Informationsethik widme, welche für die Informationswissenschaft von besonderer Bedeutung ist. Als Beispiele von unterschiedlichen Sichtweisen der Ethik habe ich mir jene der Rechtsethik, religiös motivierter Ethik, Medizin- und Bioethik, Wirtschaftsethik und Technikethik ausgesucht.

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Ethik Geschichte, Theorien, Methoden März 10, 2008

Filed under: welche Ethik braucht das Internet — tendedunchu @ 1:18 am
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In diesem Blog werde ich über meine Recherchen im Bereich der Historie der Ethik berichten und einige Theorien und Methoden der Ethik in abgekürzter Form vorstellen. Anhand des Eintrags bezüglich Methoden wird der Versuch unternommen, auf die Frage, ob die Diskussion der Ethik im Internet überhaupt auf der Ebene der „normativen Ethik“ geführt werden kann oder nur auf der Ebene der „Metaethik“, Antwort zu geben.

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Definitionen von Ethik, Moral und Ethos

Filed under: welche Ethik braucht das Internet — tendedunchu @ 12:57 am
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Wie bereits in der Themenvorschau erwähnt, werde ich auf den folgenden Seiten über meine beim Quellenstudium und eigener Reflektion gewonnen Erkenntnisse bzgl. Ethik und Moral berichten und zudem den Begriff Ethos, welchem ich während meiner Lektüre begegnet bin, reflektieren.

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Arbeitsbeginn Februar 28, 2008

Letzte Woche habe ich unterschiedliche Bücher zum Thema „Ethik und Internet“ via Nebis bestellt. Mit den Ergebnissen aus Datenbanken wie NZZ, WISO, LexisNexis, Exalead, SpringerLINK, Incywincy konnte ich mir einen groben Überblick über die Thematik verschaffen.

Trotz der sehr hohen Trefferquoten in den bereits genannten Datenbanken, haben die meisten Informationen keinen direkten Bezug zu meinem Thema.

Um einen roten Faden über meinen ganzen Forschungsprozess zu spannen, habe ich versucht eine klare Struktur zu schaffen. Da ich bereits einige Artikel aus den genannten Datenbanken gelesen habe, hatte ich einen rudimentären Background mit dem ich eine Grobdisposition aufzeichnen konnte.

Interessant war auch meine Entdeckung gewesen, dass der Begriff „Ethik“ – welcher sehr oft und nicht selten unüberlegt im Alltag angewandt wird – eine tiefgründige und komplexere Definition hat, als ich anfänglich erwartet habe. Darüber möchte ich aber im nächsten Blog-Eintrag Näheres berichten.

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Welche Ethik braucht das Internet? Februar 27, 2008

Einleitung

In der heutigen Informationsgesellschaft ist das Internet zu einem selbstverständlichen globalen Medium sozialer Interaktionen geworden. Das Medium Internet brachte für die Gesellschaft fundamentale Veränderungen – welche neben den vielen und oft erwähnten Vorteilen auch mit Nachteilen verbunden sind – mit sich. Damit möchte ich auf Aspekte wie Datenschutz, Urheberrecht, Gewalt, Rassismus, Kinderpornographie, und andere mehr, welche im Internet verbreitet sind, aufmerksam machen.

Dazu meint Schwenk (1998, S.10), dass man sich rechtzeitig über Chancen und Risiken der künftigen Informationsgesellschaft und die veränderten Bedingungen des menschlichen Zusammenlebens im digitalen Zeitalter Gedanken machen sollte, um sicherzustellen, dass derart tief greifende Veränderungen nicht völlig unkontrolliert vonstatten gehen.

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